''AAHH, ich werde Euch bestimmt nichts mehr tun. Ehrlich! Nehmt Ihr jetzt
vielleicht Euren Dolch von meiner Brust?'', wimmerte Jasper. "Wer bist Du,
was bist Du und warum hast Du mich in einen Baum verlieben lassen?
Sprich die Wahrheit, oder ...'' sprach der Schwarzgekleidete. "Ich bin
Jasper, der Spieler. Der Spieler, werdet Ihr Euch fragen, spielt er gerne
Wuerfelspiele oder gar Kartenspiele? Nein - ich spiele nur ein einziges
Spiel, mein ganzes Leben lang. Doch dieses Spiel ist bedeutend. Das Spiel
bestimmt, wie ich nach meinem Tode weiterlebe. Ihr zueckt die Schultern,
ihr versteht nicht? Ich werde es Euch ganz genau erklaeren:
Habt Ihr schonmal darueber nachgedacht, was es bedeutet, ein Gott zu sein?
Ja? Ihr traeumtet schonmal von goettlicher Macht, von der Unsterblichkeit
und davon, soviel zu fressen und zu trinken, bis Ihr umfallt um gleich im
naechsten Augenblick wieder aufzustehen und weiterzufressen? Soll ich Euch
was verraten? Ein Gott zu sein, kann gaaanz schoen laaangweilig sein, wenn
man da oben alleine an einer grossen, gedeckten Tafel sitzt!! So erging es
einst allen Goettern. Ja, glaubt mir, bestimmt, ehrlich! Also was macht
nun unser einsamer Gott im Himmel? Er besorgt sich Unterhaltung aus dem
Totenreich der Menschen. Und, was meint Ihr? Nimmt er etwa jeden beliebi-
gen Menschen? Nein, so einfach ist das nicht. Er nimmt natuertlich nur die-
jenigen, die ihn unterhalten koennen! (Alles andere waere ja auch schliess-
lich sinnlos, oder?!) Ihr versteht immer noch nicht? Nein? Gut, Thor zum
Beispiel sitzt dort droben und blickt auf die Erde nieder. Er sieht alles,
hoert alles und erfreut sich besonders an edlen Recken, die tapfer und edel
im Kriege sterben. Nach dem Tode der Recken fallen diese ins dunkle,
schwarze Totenreich hinab wo ihre Seelen schmachten, bis Thor sie aus der
Dunkelheit emporhebt, um sie dort als Gefaehrten an seiner Tafel zu be-
gruessen. Dort leben sie nun mit ihrem goettlichen Goenner und schauen mit
ihm auf die Erde nieder, um neue Zechkumpanen fuer ihr ewig dauerndes
Fest zu suchen. Versteht ihr, was ich meine? Wer einmal den Sprung an
eine goettliche Tafel geschafft hat, auf den wartet ewige Freude! Ihr
fragt Euch vielleicht, was das mit mir zu tun hat? Ich werde es euch
sagen! Von Zeit zu Zeit werden neue Goetter geboren, die die leeren Stueh-
le ihrer Tafel noch mit Helden fuellen muessen. Den ersten Helden der Ta-
fel gebuehrt eine besondere Aufmerksamkeit, denn sie sind 'die Ersten'!
Nun zu mir:
Eines schoenen Sommertages, ich sass gerade vor dem Hause meiner Eltern
und spielte mit einem Kreisel (damals war ich noch ein bisschen juenger,
muss ich wohl zugeben), da verdunkelte sich der Himmel. Ebenso tat sich
ein leuchtendes Loch im dunklen Himmelszelte ueber uns auf, durch wel-
ches ein Wesen genau auf den Marktplatz unserer schoenen, kleinen Stadt
Ristridin herniederschwebte. Dort stand es nun, jenes komische Wesen, bunt
gekleidet, einem Kender oder Narren wohl aehnlich und schwieg und wartete.
Es wartete, bis sich die gesamte Stadtbevoelkerung sich vor ihm versammelt
hatte und auf Worte wartete, um zu erfahren, was es denn wolle. Es gingen
schon ueble Geruechte durch die Menge, dass dies ein eigenartiger Krieger
des dunklen Reiches sei, der uns knechten und in die Sklaverei fuehren
solle. Derer und mehrerer Geruechte und Mutmassungen gab es viele und sehr
unterschiedliche. Dann, ja dann endlich, gegen abend (es waren schon Stun-
den seit dem Erscheinen unseres Gastes vergangen), erhob das Wesen seine
dunkle, tiefe, grollige Stimme: 'MENSCHENVOLK' danach ein langes Schwei-
gen. '2 KINDER AUS EUREM SCHOSSE ENTREISSE ICH EUCH'. So deutete es auf
mich und auf einen weiteren Knaben, den ich nur vom Sehen her kannte. Das
Wesen nahm uns mit sich und schritt durch die Menge, die Strassen Ris-
tridins, das Stadttor, ueber die Felder hin in ein kleines Waeldchen. Dort
trafen wir auf 5 weitere Kinder (2 Maedchen und 3 Knaben), die dort auf
gruenem Moose schliefen. Das Wesen drehte sich zu mir, nickte mir kurz zu
und auch ich fiel auf den weichen Waldboden und meine Gedanken verloren
sich in einen wirren Traum. In diesem Traum entschwand mein Geist meinem
Koerper und flog empor in den Himmel. Dort sah ich sie, die leere Tafel.
Die Stimme des Wesens sprach zu mir: 'Ich habe Dich mit den anderen 6
Kindern auserwaehlt, ein Spiel zu spielen. Ihr sollt wandeln auf Erden
bis zu Eurem Tode. Doch nutzt Eure Zeit! Beobachten werde ich euch alle-
samt, spielen sollt ihr um meine Gunst. Wer mir von euch gefaellt, darf
nach seinem Tode neben mir an meiner Tafel platznehmen. Der Rest von euch
wird fuer immer im dunklen Totenreich verbleiben. Bringt mich in eurem
Leben zum Lachen, zum Weinen, zum Fuerchten und zum Staunen. Triebig soll
euer Leben sein, denn jede weitere Generation eurer Kinder und Kindes-
kinder wird um die freien Plaetze der Tafel spielen. Doch ich werde euch
nicht einfach allein lassen. Werdet ihr traege bei der Verfolgung eurer
Lebensaufgabe, so werde ich euch antreiben. Bittet ihr um Hilfe, so wer-
de ich euch vielleicht helfen. Sterbt ihr einen dem Spiele nicht ge-
rechten, sinnlosen, zufaelligen Tod, so werde ich euch wieder auf die
Erde schicken, damit ihr euer Spiel beenden koennt. Achtet auf das, was
ihr jetzt gehoert. Ich werde euch in euren Traeumen besuchen, entfliehen
koennt ihr mir nicht, denn ihr seid jetzt mein! Achtet das Spiel und
spielt es gut, denn sonst droht euch die ewige Verdammnis.'
Sir - seid diesem Tage eile ich durch die Welt, um gegen die anderen
Spieler meinen Platz im Himmel zu sichern. Ich musste Euch einfach diesen
Geilheitstrank in Euren Weinbecher kippen (konnte ja nicht wissen, dass
ihr dagegen immun seid). Seid mir bitte nicht boese, habt eher Mitleid
mit dieser armen Seele, die vor Euch steht und den Launen eines Gottes
ausgesetzt ist!!''
"Nun gut, ich will Euch gehen lassen, aber geht schnell, bevor ich es mir
noch anders ueberlege!''
Jasper springt weg, packt sein kleines Schwert und seine wenigen Hab-
seligkeiten und laeuft in den Wald. "Was fuer ein armer, kleiner Mensch",
denkt sich Jasper. "Ob er wohl auch gegen den Schlaftrunk in seinem
Weinkrug immun ist? Wenn er schlaeft, werde ich wiederkommen und ihn
splitternackt ausziehen und mit den Fuessen nach oben an einem grossen
Baum an der Marktstrasse zur naechsten Stadt aufhaengen. Davor werde ich
ihm wohl aber noch sein Geschlecht blau anmalen! Das soll er mir buessen,
mir mit Wahrheitszaubern meine Geheimnisse zu entlocken, und es gibt ein
gutes Spiel!'' Haemisch laechelnd schleicht Jasper zurueck und wartet, bis
der fremde Held eingeschlafen ist...
Jasper im Spiel:
Ich spiele nach "Real-Fantasy" und habe fuer Jasper folglich auch keine
Punkteverteilung oder so etwas aehnliches. Grundsaetzlich ist Jasper
stets daran interessiert, Schabernack zu treiben (meist zum Schaden
anderer Helden), den er sehr genau plant. Manchmal, aber nur seeehr
selten, ist ihm sein Gott bei dieser Angelegenheit behilflich (z.B.
das Brauen von verschiedenen Traenken, deren Rezepte Jasper nicht kennt).
Fuer die Hilfe des Gottes muss Jasper diesen jedoch gut ueberzeugen (und
das gelingt ihm nicht sehr oft). Aber ebenso wie der Schabernack ist
auch das Musizieren, Dichten, Jagen und Kaempfen Teil seines Lebens (der
Gott will halt auf verschiede Art und Weise unterhalten werden). Auch
der Zeugung von Nachkommen spielt in Jaspers Leben eine bedeutende Rolle.
(schliesslich koennte ein Nachfahre, der es an die Tafel schafft, fuer
ihn ein gutes Wort beim Gott einlegen, falls er selbst den Sprung an die
Tafel nicht schafft.) Im Grossen und Ganzen beschraenkt sich Jaspers
Macht auf das Brauen von Liebes-,Geilheits- und Schlaftraenken sowie auf
wenige Koboldszauber (Schabernack, Tanzbein und Koboldsgeschenk).
Ausserdem kann ihm sein Gott (wie erwaehnt) von Zeit zu Zeit helfend
unter die Arme greifen (jedoch nur, wenn sie der Gott davon einen wirk-
lich netten Spass verspricht!) Von Zeit zu Zeit nimmt sein Gott von
Jaspers Geist Besitz an (dabei faellt Jasper einfach um) um Jasper ent-
weder zu strafen, oder um spezielle Wuensche zu aeussern ( je nachdem,
nach welcher Art der Unterhaltung der Gott gerade verlangt ( und die
Wuensche eines Gottes koennen manchmal seeehr eigenartig sein...).
Diese Art der Konversation zwischen Jasper und seinem Gotte ist jedoch
eher selten!
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