Hier findest Du allerlei Geschichten und Sagen, die der Fantasy
zuzuordnen sind. Alle unkommentierten Titel stammen aus eigener Feder,
sind aber oft schon Jahrealt, also mit einem kindlicheren Schreibstil behaftet.
Unter den übrigen Titeln findet sich stets eine Quellenangabe. Falls Du eigene Stories ausstellen möchtest, schick sie mir nur zu! Und nun viel Spaß!
Jilocasin Der
Tarasque Tristan und der
Feuerdrache Der Streuner
und die Grille Drachentränen
Magie
Jilocasin
aus ''Das Buch
der Drachen''
Während der Regentschaft von Karl dem Großen lebte in der
Gascogne ein alter und weiser Drache namens Jilocasin. Jilocasin war ein
Poet. Bisweilen verließ er seine komfortable und geräumige Behausung,
nahm Menschengestalt an und besuchte den Hof des Königs.
Dort war er ein wohlbekannter und angesehener Troubadour. Er machte
das Beste aus seinen kurzen Aufenthalten, trug seine Verse vor und lauschte
den Werken anderer Poeten. Dann kehrte er wieder zurück in die Gascogne,
wo er in Ruhe dichten und ein friedliches Leben weitab vom Trubel der Welt
führen konnte. Als er eines Tages wieder einmal in Menschengestalt
durch die Wälder der Gascogne streifte, hörte er einen verzweifelten
Hilferuf. Er verlor keine Zeit, rannte in die Richtung der Schreie und
erblickte eine Frau, die sich verzweifelt gegen einige Räuber zur
Wehr setzte. Jilocasin verwandelte sich zurück in einen Drachen und
hatte die Angelegenheit somit schnell erledigt. Die Frau war von ihren
Verletzungen ohnmächtig geworden. Jilocasin lud sie auf seinen Rücken
und flog mit ihr zurück in seine Behausung.
Jilocasins Diener kümmerten sich um die Frau, deren Kleider -
obgleich zerrissen und schmutzig - auf eine Dame von Rang hindeuteten.
Als sie das Bündel öffneten, das die Frau an ihre Brust gepreßt
hielt, entdeckten sie ein friedlich schlummerndes, nur wenige Wochen altes
Baby. Dank der guten Pflege durch die Dienerschaft kam die Frau bald wieder
zu kräften. Jilocasin nahm wieder Menschengestalt an, um seinen Schützling
zu besuchen. Die Dame versicherte ihm ihre große Dankbarkeit und
erzählte ihre Geschichte. Sie war nach nur zwei Jahren Ehe verwitwet
und ihre Familie wollte sie nun dazu zwingen, einen Cousin zu heiraten
- einen skrupellosen Mann, der nur hinter Titel und Reichtum ihres verstorbenen
Gatten her war. Die Hochzeit wurde hastig angesetzt, noch bevor die vom
Gesetz vorgeschriebene Trauerzeit abgelaufen war.
''Doch ich war von meinem ersten Gatten schwanger, wovon mein Cousin
natürlich keine Ahnung hatte'', erklärte die Frau weinend. ''Als
das Baby dann sechs Monate nach der erzwungenen Trauung geboren wurde,
griff mein Mann das Baby an, damit es keinen Anspruch auf seine Reichtümer
stellen könnte. Aus Angst um das Leben meines Sohnes rannte ich davon,
doch mein Mann hetzte seine Gefolgsleute auf mich, beinahe hätte er
Erfolg gehabt und das Baby getötet. Doch ihr habt uns gerettet, nun
gehört mein Leben euch.'' Berührt von Gram und der Schönheit
der Frau bot Jilocasin ihr Schutz und Sicherheit in seinem Heim an.
Die Zeit verging, und der Drachen-Troubadour und die Frau wurden unzertrennlich.
Zwar war ihr Jilocasins wahre Identität bekannt, doch wegen seiner
Sanftmut und seiner Freundlichkeit konnte das keinen Schatten auf ihre
Liebe zu ihm werfen. Der Drache auf der anderen Seite fand bei ihr die
Freundschaft und das Verständnis, nach denen er so lange gesucht hatte.
Jilocasin und die Frau unternahmen lange Spaziergänge, bisweilen lud
sie der Drache auf seine Schultern, und sie flogen in weit entfernte Länder.
Sie verbrachten ihre Zeit in Liebe und sangen gemeinsam Verse, die der
Drachenpoet geschrieben hatte. Drei glückliche Jahre vergingen auf
diese Weise - ihr Glück wurde durch die Schwangerschaft der Frau vervollkommnet.
Beide sahen der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes mit Freuden entgegen, doch
die Frau starb im Kindbett. Jilocasin war untröstlich. Er hatte eine
unersetzliche Partnerin verloren, die einzige Frau, die ihn so liebte,
wie er war.
In ihrem Andenken sorgte der Drache für die beiden Söhne,
wobei er keinen Unterschied zwischen dem adoptierten und dem leiblichen
Kind machte. Er lehrte sie die höchsten Prinzipien und präsentierte
sie zu guter Letzt als Ritter bei Hofe. Die beiden Brüder, die ''Ritter
des Drachen'' genannt werden wollten, wurden für ihren Edelmut berühmt
und konnten zuletzt das Andenken der Mutter rächen, indem sie das
Schloß eroberten, welches ihr bösartiger Onkel einst gestohlen
hatte.
Der Tarasque
aus ''Das Buch
der Drachen''
Eine alte Legende aus dem Mittelalter berichtet über einen riesenhaften,
blauen Wasserdrachen mit stählernen Schuppen, der im Süden Frankreichs
in einem See hauste und Tarasque genannt wurde. Die Einheimischen lebten
in ständiger Furcht, denn von Zeit zu Zeit kam das Ungeheuer aus dem
See hervor und verschlang eine Jungfrau - wie es unter Wasserdrachen ja
üblich ist. Niemand wußte, was man unternehmen sollte, um sich
von dem Tarasque zu befreien. Keiner von ihnen war mutig genug, gegen das
Ungeheuer anzutreten, es wagte niemand auch nur zu der Bestie zu sprechen,
um einen Frieden zu schließen. So schickte man endlich einen Hilferuf
an den Hof des Königs von Frankreich, doch der König war mit
anderen Problemen beschäftigt und nicht an den Schwierigkeiten eines
Dorfes interessiert, das so weit weg war von der Hauptstadt. Auch die Ritter
am Hof zeigten kein Interesse. Der Drache bewachte keinen Schatz, was eine
würdige Belohnung für ihre Mühen bedeutet hätte, noch
hielt er eine Prinzessin gefangen, für deren Befreiung Ruhm und Ehre
gewunken hätten. ''Der Drache frißt nur dumme, schmutzige und
einfältige Bauern, die Turniere und Wettkämpfe bei Hofe bringen
wesentlich mehr Ruhm ein'', dachten die ''edlen'' Herren.
In ihrer Verzweiflung sprachen die Bewohner des Dorfes schon davon,
ihre Heime zu verlassen, sie fühlten sich außerstande, auch
nur das nötigste gegen dieses Ungeheuer zu unternehmen.
Die Diskussion wurde gerade richtig hitzig, als die Heilige Martha,
eine wunderschöne junge Frau, die in der gesamten Region für
ihre Gutherzigkeit bekannt war und verehrt wurde, des Weges kam. Die Alten
der Stadt hielten ihre Ankunft für ein Zeichen des Himmels und baten
sie inständig um Hilfe. Bedrängt durch die verzweifelten Bewohner
bot die junge Frau an, den Drachen zu fangen, hatte allerdings auch eine
Bedingung.
''Sag uns, was Du verlangst'', stimmten die hoffnungslosen Menschen
sofort zu. ''Ich möchte, daß ihr drei Tage lang zu Gott betet,
damit ER mir bei der Überwältigung des Tarasque beisteht'', antwortete
Martha. Die Bedingung wurde sofort akzeptiert und voller Hoffnung wartete
man auf das Wunder, das endlich das Schicksal des Ortes und seiner Bewohner
verbessern würde.
So machte sich die Heilige dann eines Morgens auf den Weg zu dem See,
in dem der Tarasque lebte. Trotz seiner Wildheit war der Drache ein großer
Musikliebhaber.
Die junge Frau stellte sich am Ufer auf und stimmte mit ihrer klaren
und reinen Stimme Loblieder auf den Herrn und die Jungfrau Maria an. Verzaubert
vom Wohlklang der Melodien stieg der Tarasque aus dem Wasser und legte
sich Martha zu Füßen. Blitzschnell schlang die Heilige einen
Gurt um den Nacken des Drachen, der auch nicht die leiseste Gegenwehr leistete.
Der Drache war überwältigt und konnte ohne große Schwierigkeiten
in die Stadt geführt werden, wo er von den Bauern getötet wurde.
Zur Erinnerung an diese Begebenheit nannten sie ihre Stadt von nun an Tarascon.
Tristan und der Feuerdrache
aus ''Das Buch
der Drachen''
Vor langer Zeit, im finsteren Mittelalter, hauste ein grausiger Feuerdrache
in Irland. Während seiner nächtlichen Ausflüge versetzte
er die Bevölkerung in Schrecken und brannte alles nieder, was in seinen
Weg kam.
In seiner Verzweiflung ließ der irische König öffentlich
verkünden, daß er demjenigen Ritter, der das Land von dem Ungeheuer
befreien könnte, die Hand seiner schönen Tochter Isolde geben
würde.
Zu jener Zeit gab es am irischen Hof einen jungen Ritter namens Tristan,
der dort als Botschafter seines Onkels - König Marke von Cornwall
- angereist war, um für seinen König um die Hand der wunderschönen
Isolde zu bitten. In dem jungen Mann fand sich nicht viel Hoffnung über
einen erfolgreichen Abschluß seiner Mission, denn der König
von Cornwall war schon in fortgeschrittenem Alter, es war also mehr als
zweifelhaft, ob ihn die junge Prinzessin als gute Partie ansehen würde.
Als er die königliche Deklaration vernahm, dachte Tristan sofort daran
den Drachen zu töten; dann wäre Isolde sein und er könnte
sie zu König Marke bringen.
Er wußte, daß Wasser eine fatale Wirkung auf Feuerdrachen
hatte, also füllte Tristan einen Weinbeutel mit Wasser und hängte
ihn über den Eingang zur Höhle des Ungeheuers. Dann legte er
sich auf die Lauer und wartete auf das Erscheinen des Drachen.
Der Drache war so wild und hatte so viele Tote auf seinem Gewissen,
daß selbst die mutigsten Ritter des Königreichs es nicht wagten,
ihm gegenüberzutreten. Dennoch versteckte sich auch der Majordomus
des königlichen Haushaltes, der eine geheime Schwäche für
die Prinzessin hegte, in der Nähe der Höhle, um die weiteren
Geschehnisse zu beobachten. Er hatte gewiß nicht vor, die Bestie
zu töten - dafür fehlte ihm der Mut -, doch er war sich sicher,
mit etwas Witz Kapital aus der Sache schlagen zu können und anstelle
des Ritters den Ruhm für die Vernichtung des Drachen einzustreichen.
Von seinem Versteck aus sah er mit Erstaunen, wie sich ein unbekannter
Jüngling vor der Höhle des Drachen aufbaute und diesen mit lauter
Stimme herausrief. Als der Drache hervorkam, regnete das Wasser aus dem
Beutel auf ihn hernieder und löschte sein Feuer. Dann begann ein wilder
Kampf zwischen dem Drachen und seinem Herausforderer.
Nach vielen Stunden grausamsten Gemetzels gelang es Tristan endlich,
den Drachen zu töten, doch er war so erschöpft, daß er
nur noch die Kraft dazu fand, die Zunge des Drachen herauszutrennen und
einzustecken, bevor er selbst das Bewußtsein verlor.
Beim Anblick des getöteten Drachen und des ohnmächtigen Ritters
fand der Majordomus, daß es nun an der Zeit wäre, die Situation
zu seinem eigenen Nutzen zu verwenden. Mit einem Hieb trennte er den Kopf
des Ungeheuers ab, präsentierte sich dem König als Vollbringer
der Heldentat und verlangte nach der versprochenen Belohnung. Isolde war
verzweifelt, sie wollte keinen alten Majordomus zum Ehemann. Sie konnte
auch nicht glauben, daß dieser tatsächlich eine solch schwierige
Aufgabe hatte bewältigen können, und machte sich heimlich zu
einem Besuch der Drachenhöhle auf. Als sie dort ankam und den bewußtlosen
jungen Mann am Boden sah, wußte Isolde sofort, daß ein falsches
Spiel gespielt worden war. Ihr gefielen die Züge des jungen Ritters,
und da sie nichts von Tristans Plänen wußte, befahl sie ihren
Dienern, den Verwundeten heimlich zum Palast zurückzuschaffen, wo
sie sich aufopfernd um ihn kümmerte.
Zwei Tage später versammelte sich der Hof, um den Tod des Drachen
offiziell zu verkünden und dem triumphierenden Majordomus die Hand
der schönen Isolde zu reichen. Stolz wie ein Pfau stand er zu Füßen
des Thrones und wartete auf seine Belohnung. Isolde, in Gold und Silber
gekleidet, saß dem König zur Seite, der ganze Raum war von adeligen
in ihrem besten Hofstaat gefüllt. Der König hatte noch nicht
mit seiner Ansprache begonnen, als Tristan in den Raum stürmte und
die Hand der Prinzessin verlangte.
''Mit welchem Recht bittest Du um ihre Hand?'' fragte der König
erzürnt. ''Mit dem Recht meines Schwertes und als Bezwinger des Drachen,
Eure Majestät.'', erwiderte der junge Mann. Der gesamte Hofstaat wollte
sich vor Lachen ausschütten, doch die Rage des irischen Ritters war
unübersehbar.
''Du anmaßender junger Mann, Dir ist wohl nicht bekannt, daß
der Majordomus das Monster getötet hat?''
Nun mußte sich auch die Prinzessin einmischen, der der unbekannte
Ritter immer besser gefiel - jeder seiner Küsse würde süßer
sein als alle des Majordomus. ''Laß ihn erklären Vater, ich
flehe Dich an!''
''Nun gut'', stimmte der König zu, ''laßt den Fremdling
sprechen.''
''Laßt des Drachen Zunge für mich sprechen'', gab Tristan
zurück. ''Der Drache ist tot, Du vermessener Jüngling - wie kann
er da sprechen?''
''Seht in seinen Rachen, Eure Majestät'', erwiderte der Held.
Der Majordomus sah mit verwunderung, wie der Mund des Ungeheuers geöffnet
wurde, in dem die Zunge fehlte.
''Hier ist die fehlende Zunge!'', rief Tristan und präsentierte
der erstaunten Menge und der lächelnden Isolde die Zunge, die er sorgsam
verwahrt gehalten hatte.
So wurde der Betrug des Majordomus entlarvt, der dafür seine wohlverdiente
Strafe erhielt. Der König erklärte Tristan zum Gewinner, der
dann verkündete, daß er die Hand von Isolde nicht für sich
selbst beanspruchen würde, sondern sie seinem Onkel, Marke von Cornwall,
übergeben möchte. Der Monarch war von diesen Neuigkeiten hocherfreut,
denn der König von Cornwall war ein reicher und am irischen Hofe angesehener
Mann. Isolde vermied es, eine Enttäuschung zu zeigen, denn sie hatte
es sich in den Kopf gesetzt, das Herz des jungen Ritters zu gewinnen. Die
Legende berichtet darüber, wie sich auch Tristan in die schöne
Prinzessin verliebte; doch diese Liebe führte zu einem traurigen Ende,
da die beiden Liebenden sterben mußten, weil sie sich nicht voneinander
trennen konnten.
Der Streuner und die Grille
Aus eigener Feder
Es lebte einst auf einem weitem Felde ein Streuner zwischen den Gräsern
und Blumen, die die umliegenden Hügel wie ein bunter Teppich bedeckten.
Er hatte nicht viel zu tun außer ab und zu etwas Nahrung von den
Beerensträuchern am Straßenrand zu pflücken und etwas Wasser
am naheliegenden Bach zu schöpfen. So hatte er viel Zeit zum Nachdenken
und Lauschen. Lauschen tat er besonders gerne dem Zirpen der Grillen und
dem Rascheln des Grases, wenn eine Maus hindurch huschte.
Seit einiger Zeit konnte er eine Grille beobachten, die jeden Tag an
der gleichen Stelle wie am vorigen Tag saß. Dann legte er sich immer
ins Gras, lauschte ihr und begann ihre Melodien mitzusummen. Ja wirklich,
sie machte nicht einfach nur Geräusche, sondern Melodien, ganze Lieder
konnte sie zirpen. Der Streuner empfand es so, als ob sie das alles nur
für ihn spielen würde; er versank in ihren Melodien und nahm
nichts anderes mehr war.
Eines Tages begann die Grille plötzlich zu ihm zu sprechen: ''Hallo'',
sagte sie mit leiser, aber klarer Stimme, ''Hallo Streuner!'' Der Streuner
war noch immer so in ihren Melodien vertieft, daß er sie zunächst
gar nicht wahr nahm. Noch einmal hörte er unbewußt ein ''Hallo'',
was ihn aus seiner Trance zurückrief. Er blickte sich um, konnte aber
weit und breit nichts entdecken.
''Hier unten!'' hörte er wieder die Stimme, und er bemerkte, daß
die Grille wohl gesprochen hatte. Zuerst war er verwirrt und geängstigt,
aber dann besann er sich, daß er einmal eine Geschichte von Grillen
gehört hatte, die sprechen konnten, weil sie ursprünglich Menschen
waren. Eine Legende sagte, daß man sie wieder zurück verwandeln
könnte, aber nur mit dem Klang einer Geige. Es gab aber nirgends einen
Geiger, der gut genug dafür spielen konnte. Jene, die es versucht
hatten wurden ebenfalls in Grillen verwandelt. Während ihm das alles
noch durch den Kopf ging, unterbrach ihn die Grille. ''Ich habe gemerkt,''
begann sie, ''daß du sehr musikalisch bist. Kennst du die Legende
von den verwandelten Menschen?'' Der Streuner nickte nur. ''Gut, dann weißt
du auch, wie du mich erlösen könntest, nicht wahr?'' Er nickte
wieder. ''Sag', spielst du denn auch Geige?'' fragte die Grille schließlich.
''Nein, das kann ich nicht,'' gab der Streuner betrübt zu, ''aber
ich kann sehr schön singen!'' ''Das reicht nicht! Du mußt Geige
spielen, denn nur darauf kannst du die Melodie der Verwandlung spielen,''
erklärte sie ihm. ''Ich könnte das Spielen erlernen, ich habe
sowieso nicht viel zu tun,'' gab er zur Antwort. ''Würdest du das
tun?'' fragte die Grille leise, ''Du weißt, daß du auch verwandelt
werden könntest, wenn du nicht gut genug spielst!'' ''Ich weiß,''
sagte der Streuner, ''aber dieses Opfer bringe ich gerne, wenn ich dich
dann nur richtig, mit deiner menschlichen Stimme, singen höre.''
Darauf verschwand die Grille, und der Streuner besorgte sich in der
Stadt eine alte Geige und begann zu üben. Er übte jeden Tag,
bis ihm die Finger bluteten und er vor Erschöpfung fast nicht mehr
stehen konnte.
Der Winter kam und ging, der nächste folgte ihm. Als fünf
Jahre vergangen waren, glaubte der Streuner gut genug spielen zu können.
Auch die Grille bestätigte ihm das. Im Sommer wollte er es schließlich
wagen, die Melodie der Verwandlung zu spielen. Er hatte sie vorher niemals
üben können, weshalb es auch niemand bisher geschafft hatte sie
fehlerfrei zu spielen. Die Grille hatte sie ihm jeden Tag vorgezirpt, so
daß er sie auswendig konnte. Er wußte jeden Griff genau zu
setzen und seine Finger waren in 'Höchstform'.
Die Grille saß nun auf dem Stein vor ihm und wartete, daß
er sein Spiel begann. Er legte die Geige zwischen Schulter und Kinn, den
Bogen hielt er mit leichten Fingern in seiner Rechten. Um ihn herum verstummte
alles, es war kein Laut mehr zu vernehmen. Langsam begann er mit dem Bogen
über die Seiten zu streichen, und eine wundervolle Melodie bahnte
sich ihren Weg durch die Lüfte. Er spielte und spielte und spielte.
Er wagte nicht auf den Stein zu blicken, doch er hoffte von ganzen Herzen,
daß er alles richtig spielen würde.
Nach einigen Minuten setzte er die Geige ab und öffnete langsam
seine Augen. Vor ihm saß nun eine Frau von grenzenloser Schönheit,
allerdings unbekleidet, weshalb er seine Augen abwenden wollte, doch er
vermochte nicht, seinen Blick von ihr zu lösen.
Wenige Jahre später waren die beiden vermählt und zogen als
Schausteller und Musiker durch die Länder von einem Königreich
zum anderen und trugen ihre Lieder vor. Und wo immer sie auch hinkamen,
brachten sie Freude und Harmonie mit sich. Und von Zeit zu Zeit trafen
sie auf eine Grille, die sprechen konnte.
Drachentränen
Aus eigener Feder
Zu Anfang dieser Erzählung muß ich erst einmal richtigstellen,
daß es Drachen gibt. Drachen sind aber keineswegs immer grausam und
fressen einmal im Jahr oder gar noch öfter eine Jungfrau als Opfer
von bedrohten Dörfern. Freilich gibt es auch das, aber die meisten
Drachen der unteren Schicht haben sich dazu entschlossen, ihren üblen
Ruf als Bestien wieder reinzuwaschen.
Denn wer sie letztlich dazu gemacht hatte, war vor hunderten von Jahren
im finstren Mittelalter ein Ritter namens Gairan von Thalorien. Er zog
eines Tages mit seinem Gefolge aus, um alle Drachen zu vernichten, um dann
ihre Krallen, Zähne, Haut, Blut und was sonst noch Gold brachte, teuer
an Adelige und Händler zu verkaufen. Somit mußten die sonst
so friedlichen Drachen anfangen sich zu verteidigen.
Ursprünglich waren Drachen auch die schönsten Geschöpfe,
die je auf der Welt gelebt haben. Daß sie heute so fürchterlich
aussehen kommt einzig und alleine durch die vielen schweren Verletzungen,
die ihn Gairan beigefügt hat und die nun längst vernarbt sind.
Nur selten sind heute noch unversehrte Drachen, die noch niemand entdeckt,
gejagt und getötet hat.
Zum Glück ist die Jagd auf Drachen Anfang des 17. Jahrhunderts
verboten worden und die Drachen konnten sich wieder auf oder unter der
Erde verbreiten. Außerdem muß ich bemerken, daß Drachen
auch Empfindungen besitzen und eine der intelligentesten Lebensformen sind.
Daher können sie auch sprechen und lesen. Nicht selten wurde von alten
Büchern berichtet, die in einer verlassenen Drachenhöhle gefunden
wurden.
Doch nun möchte ich mit der Geschichte eines Drachen beginnen,
der alleine und unentdeckt in seiner Höhle lebte.
Sein Name war Lupin und er war von der Gattung der Feuerdrachen, die
in der Nähe von Vulkanen in Höhlen leben und die Gabe des Feuerspeiens
besitzen - das können übrigens lange nicht so viele Drachen,
wie immer behauptet wird! An dieser Stelle möchte ich noch kurz erwähnen,
wie die Feuerdrachen den Funken bekamen, der sie Feuerspeien läßt.
Es war vor knapp fünfzehntausend Jahren, als ein Drache aus dem
Erdreich kroch und an einen erloschenen Vulkan gelangte. Der Drache kannte
Vulkane nur aus dem Schlaf, wenn ihr Rumpeln und Donnern ihn aufweckte.
Daher kommt auch das empfindliche Gehör der Feuer- und Erddrachen,
das ihnen hilft, daß kein Freund oder Feind sich an einen Schlafenden
heranschleichen kann. Als der Drache am Rande des Kraters stand, fing der
Vulkan plötzlich wieder an zu glühen und Lava sammelte sich auf
dem Grund. Der Drache verfolgte das Ereignis mit aufmerksamen Blick. Feuer
war ihm unter der Erde noch nie begegnet. Langsam merkte er, daß
es heißer wurde, denn die Lava war schon sehr nahe an den Rand gestiegen.
Der Drache atmete tief ein und blies in den Krater. Doch genau in diesem
Augenblick züngelte die erste Flamme aus der glühenden Masse,
legte sich an seinen Rachen, blieb dort und während der Drache noch
blies, entzündete sich sein Atem und wurde zu einer gewaltigen Feuersbrunst.
Seit diesem Tag gibt es auf der Welt Feuerdrachen.
Lupin lebte im Mittelalter und war den Fängen Gairans entgangen,
der vor einigen Jahren gefallen war. Seine Höhle lag am Fuß
eines brodelnden Vulkans. Er war in Drache von besonderer Schönheit,
denn er war erstens noch von keinem Menschen entdeckt worden und zweitens
war er, für einen Drachen, auch nicht besonders alt, erst knapp vierhundert
Jahre. Sein Körper war geschmeidig und ganz von kristallenen und silbernen
Schuppen überzogen und seine Augen besaßen einen grünen
Schimmer. Er hortete, wie viele Drachen, in seiner Höhle einige Schätze
aus früheren Zeiten, an denen er sich gerne ergötzte. Seine Höhle
lag hinter einem großem Wald, der wiederum hinter einem breiten Fluß
lag; sie war also vor zufälligen Besuchern recht gut geschützt,
wozu auch das Gerücht beitrug, daß ein Drache am Feuerberg leben
sollte. Das alles war Lupin sehr recht, denn so wurde er nicht unnötig
belästigt.
Zu dieser Zeit waren die Menschen sehr abergläubisch und ängstlich
vor allem, daß über ihre Vorstellungskraft hinausging. Diejenigen,
die nicht ängstlich waren, waren zumeist Ritter, Magier und Könige.
Magier waren die einzigen, die keine Angst vor Drachen haben mußten,
denn einige von ihnen konnten Drachen sogar beherrschen. Einer der Magier
hieß Lirgano, ein sehr alter und weiser Magier, der daher auch sehr
hoch angesehen war.
Eines Tages jedoch wurde er der Ketzerei und der schwarzen Magie beschuldigt,
weswegen er für immer aus dem Hofe und dem Land verbannt wurde. Lirgano
zog widerwillig davon und gelangte nach etlichen Tagesmärschen an
den Fluß, hinter dem Lupins Höhle lag. Am Ufer traf er einige
Wäscherinnen, die er fragte, was hinter dem Wald liege. Sie antworteten
erschrocken, daß er den Fluß nicht überqueren solle, denn
ein fürchterliches Monster wohne jenseits des Waldes. Da Lirgano keine
Angst zu haben brauchte, schließlich war er ja ein Magier, überquerte
er den Fluß, trotz der Warnung der Wäscherinnen. Unterwegs fand
er im Wald dann die Spuren eines Drachen und da er schon seit längerer
Zeit keinen mehr gesehen hatte, beschloß er den Drachen aufzusuchen.
Lupin saß währenddessen vor seiner Höhle und sah dem
Feuerspiel der kleinen Vulkankrater zu, wie die Flammen auf ihnen tanzten
und umhersprangen. Er genoß den Tag in vollen Zügen, die Sonne,
den Duft der Bäume, der sich mit dem Schwefelgeruch des Vulkans vermengte.
Er horchte sofort auf, als er ein Pferd herantraben hörte. Schließlich
war hier seit Ewigkeiten niemand mehr vorbeigekommen. Lupin erspähte
schnell eine menschenähnliche Gestalt, die in einer eisernen Rüstung
steckte und in ihrer Rechten hielt sie eine Lanze. Lupin beobachtete die
Gestalt interessiert, wich ein wenig zurück und nahm eine erhobene
Haltung ein, die jeden Angreifer von seinem Vorhaben abgebracht hätte,
nicht aber diesen Reiter.
Die eiserne Gestalt brachte ihr Pferd zum Stehen und klappte das Visier
der Rüstung nach oben, wo nun das Gesicht eines Mannes zu sehen war.
Er blickte Lupin direkt in die Augen, ohne auch nur einen Funken Furcht
zu zeigen. Dann sprach er mit rauher Stimme: ''Ich bin Ritter Aldic von
Thuslaf! Ich bin gekommen, um dich zum Zweikampf zu fordern! Stell dich
mir zum Kampf, Bestie!'' Lupin war von der Idee des Ritters nicht besonders
angetan, also ließ er sich auf das niedrige Niveau der Menschen herab
und sprach in ihrer Sprache zu ihm: ''Ich möchte nicht mit dir kämpfen.
Ich bin friedlich und ich habe den Ruf einer Bestie nicht verdient! Geh
wieder dahin zurück, von wo du gekommen bist, zu deinem Weib und Kind!''
Der Ritter reagierte nicht auf Lupins Worte sondern klappte sein Visier
wieder runter und ritt ein Stück zurück, um Anlauf zu nehmen.
Dann preschte er auf Lupin los.
Lupin saß immer noch in gleicher Haltung da und ließ den
Reiter ungehindert näherkommen, bis auf zehn Schritte. Als der Ritter
ihm so nahe gekommen war schnaubte ihm Lupin eine warnende Flamme entgegen,
die das Pferd verrückt machte und den Ritter so von seinem Sattel
hievte.
Der Ritter lag still auf dem Boden und regte sich nicht mehr.
Lupin stapfte zu ihm, betrachtete ihn von allen Seiten und erkannte, daß
der Mann anscheinend im sterben lag. Lupins Blick haftete auf der Rüstung
des Mannes und er öffnete mit einer seiner Krallen das Visier, um
ihm in die Augen zu Blicken.
In diesem Moment erreichte Lirgano ebenfalls die Höhle und sah,
daß er sofort dem tapferen Ritter zu Hilfe kommen mußte. Er
kramte sein verstaubtes, altes Zauberbuch für Drachenbeschwörungen
hervor und blätterte nach einem Spruch, der Lupin zähmen sollte.
''Ah ja. Da ist er ja!'' Murmelte er vor sich hin.
Zähmen eines Drachen:
Dem Drachen ins linke Aug' mußt schauen
Mußt von Nord nach Süd dich wenden
Dann auf einer Wurzel kauen
Und halte fest in beiden Händen
Die Feder eines alten Pfauen
Mußt von Süd nach Nord dich wenden
Doch den Spruch, den mußt' erst noch beenden.
Sprich diese Worte, wenn du kannst:
Ravalk Ishnàr it visputés
Sic jelwendje uc vis perat
kjommarát et itwaldés
lakren int so Drakjé marat!
Hast den Spruch du aufgesagt
Am Drachen du es zu sehn vermagst:
Er wird beenden Gefauch und Gekeif
Und zahm sein, wie ein Geiß!
''Ein Glück, daß ich noch einige Pfauenfedern bei mir trage!''
Mit dieser freudigen Erkenntnis wand er sich Lupin zu und machte sich bemerkbar.
Lupin hatte ihn schon lange bemerkt, doch er spürte, daß
von Lirgano keine unmittelbare Gefahr ausging und so hatte er ihn nicht
angesprochen. Nun wand er sich zu ihm und blickte ihm in die Augen.
Lirgano begann sofort seinen Spruch aufzusagen und es gelang ihm auch
ihn zu beenden, bevor Lupin etwas merkte.
Leider war die ganze Mühe völlig umsonst gewesen, denn Lupin
war gar nicht aufgeregt und aggressiv gewesen. Er befand sich in zunehmend
tiefer Trauer um den gefallenen Helden, gleichwohl dieser ihn eben versucht
hatte zu töten.
''Wundert Euch nicht, großer Magier,'' begann Lupin,'' Euer Zauber
kann nicht wirken, denn ich bin traurig! Ich wollte ihm keinen Schaden
zufügen, aber er war nicht von seinem Plan abzubringen.'' Lirgano
trat näher an Lupin und den Mann in der Rüstung heran. Als er
das Gesicht des Ritters sah, erkannte er seinen einstigen Fürsten
wieder, der ihn von seinem Hofe verbannt hatte.
''Mein Fürst, ihr dürft nicht sterben!'' flehte Lirgano ihn
an. Lirgano hatte niemals einen Grund gehabt, auf seinen Fürsten zornig
zu sein, denn er wurde nicht auf dessen Willen gebannt, sondern auf die
Anschuldigungen der Mehrheit des Volkes hin. ''Fürst, Fürst!''
Lirgano schüttelte ihn, soweit die schwere Rüstung es erlaubte.
Lupin beugte sich über ihn. ''Ihr werdet ihn nicht wach bekommen.
Er liegt im Feuerschlaf und daraus kann ihn nur eine Drachenträne
erwecken.''
''Dann gebt ihm doch eine eurer Tränen, ich bitte euch!'' Bat
Lirgano inständig.
''Ich würde ihm gerne helfen, aber ich kann nicht weinen. Das
einzige was mich dazu brächte, wäre eine meiner kristallenen
Schuppen zu verlieren. Wenn ihr es fertigbringt, eine meiner Schuppen zu
lösen, so will ich sie euch gerne leihen, um mir eine Träne zu
entlocken, doch dann müßt ihr sie mir zurückgeben.'' antwortete
Lupin.
Lirgano zögerte keine Sekunde und versuchte erst vorsichtig, dann
durch rütteln und ziehen, eine der Schuppen zu lösen. Es gelang
ihm aber nicht. Er war am verzweifeln. Er konnte keine Magie mehr verwenden,
weil ihn der Zähmungszauber zuviel Kraft gekostet hatte. Er war jetzt
nur ein alter Mann, dessen Kräfte ihn mit den Jahren verlassen hatten.
Er brach innerlich zusammen und eine Träne entwich ihm aus seinen
Augen und fiel auf eine der Schuppen. Ein heller Schein erstrahlte auf
Lupins Schweif und die kristallene Schuppe legte sich, wie von selbst,
in Lirganos Hände und in Lupins Augen war eine Veränderung zu
sehen. Eine Drachenträne kullerte aus seinen Augen und schwebte auf
die Stirn des Fürsten. Ein gleißender Lichtstrahl durchfuhr
die Rüstung und erlosch, als der Fürst seine Augen aufschlug.
''Mein Blick ist getrübt. Wer seid ihr?'' fragte der Fürst
mir leiser, gebrochener Stimme. Er konnte nicht erkennen, daß über
ihm ein Drache empor ragte, der ihn mit glücklich funkelnden Augen
ansah. Dann beugte sich Lirgano über ihn.
''Fürst, ihr seid am Leben! Er hat Euch gerettet!'' Lirganos Freude
war nicht zu bremsen, denn schließlich war der Fürst wie ein
Sohn für ihn gewesen, den er jahrelang gepflegt hatte.
''Lirgano?'' entgegnete der Fürst, ''Seid ihr es?''
''Ja mein Fürst und dank des Drachens seid ihr am Leben. Wie konntet
ihr Euch nur auf so etwas einlassen?''
Der Fürst schaffte es nun mit aller Mühe etwas großes,
rotes hinter Lirgano zu erkennen - doch er erschrak nicht, und er verspürte
auch nicht den Drang, die Flucht zu ergreifen. Er fühlte sich vielmehr
als ein Teil dieses Drachens und das war auch so, auch wenn er es nicht
verstand. Durch Lupins Träne war der Fürst ein Bündnis mit
dem Drachen eingegangen, das ewige Freundschaft bedeutete und Vertrauen.
Lupin sagte dem Fürsten, daß sie nun auf immer verbunden
seien, ganz gleich wo sie sich aufhalten. Stets würde einer die Sorgen
und das Glück des anderen teilen. Dann bat er Lirgano, die Schuppe
wieder an seinen rechten Platz zu tun, erhob sich in die Lüfte, und
wurde bis heute nie wieder gesehen.
Der Fürst wollte alles dafür geben, Lirgano wieder an seinen
Hof zu holen, doch dieser bat nur um die Aufhebung des Bannes und zog dann
alleine seiner Wege, um dem nächsten freundlichen Drachen zu begegnen.
Magie
Aus eigener Feder
''Ich glaube an Magie. Ihr fragt, ob es sie gibt? Die Magie von denen
in den Sagen des Mittelalters doch so vieles berichtet wird! Es gab doch
angeblich sogar die gute und die schlechte Magie. Ganze Völker konnten
durch finstere Magie vernichtet werden und durch gute Magie konnten Krankheiten
geheilt werden! Gibt es nicht ausreichend Geschichten von Magiern und Hexen,
die uns über hunderte von Jahren überliefert wurden? Jeder kennt
doch wohl die Ritter der Tafelrunde und König Arthurs Berater Merlin,
der selbst ein mächtiger Magier war. Er ist wohl der bekannteste Magier.
Er war in der Lage Gedanken zu lesen und in die Zukunft wie auch in die
Vergangenheit zu sehen. Mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten
war er der beste Berater, den sich ein König nur wünschen konnte.
Woher sollten denn die Drachen gekommen sein, wenn sie nicht mit Magie
geschaffen wurden? Wurden sie vielleicht von mächtigen Magiern erschaffen
um deren Reichtümer zu schützen? Oder sind auch Drachen nur ein
Hirngespinst abergläubischer Bauern und Dorftrottel? Was ist mit dem
Magischen Schwert Excalibur, das aus den Tiefen eines Sees emporstieg und
sich in die Hände eines auserwählten Mannes schmiegte? Als er
gejagt und getötet wurde rammte er es mit letzter Kraft in einen Stein
und niemand vermochte er es wieder hinauszuziehen, bis auf den jungen König
Arthur, dem es mehr aus Zufall gelang. Er war der von Excalibur Auserwählte,
der der es würdig war ein magisches, unbesiegbares Schwert zu führen.
Kann sich denn ein Schwert, ein lebloses Ding ohne Seele und Verstand,
jemanden auserwählen, wenn nicht Magie im Spiel ist?
Die Wahrheit ist, daß es Magie gibt! Sie existiert, selbst wenn
die meisten es nicht glauben. Doch nur der, der fest daran glaubt,
der wird sie sehen können, die alles beherrschende Magie.
Es hat sich aber niemand eines Tages in seinen Schaukelstuhl gesetzt
und überlegt, daß er jetzt die Magie erfindet, um die Menschen
zu verwirren oder ihnen gar Angst zu machen. Magie tauchte vielmehr plötzlich
auf, sie war da aber nur wenige verstanden sie zu nutzen und so entstand
schnell Angst, die dann von der achso wichtigen Kirche schnell ausgenutzt
wurde, um mal wieder ihren Glauben an den Teufel zu festigen, der in seiner
Hölle sitzt und wartet, daß der nächste böse böse
Sünder zu ihm hereingeschneit kommt. Natürlich will ich nicht
abstreiten, daß es einen Teufel gibt, im Gegenteil, ich möchte
sogar behaupten, daß jeder Mensch ein Teufel ist, jedes Tier, selbst
jeder Stein und jede Pflanze. Die ganze Welt ist erfüllt von Bösem,
aber für Ausgleich ist gesorgt: Es gibt das Gute in allen Dingen!
Das wäre jetzt eigentlich ein Widerspruch in sich selbst, nicht war?
Aber wer denkt denn, das es nur eines von beiden geben kann? Alles braucht
ein Gegenstück, sonst gerät das Gleichgewicht der Welt nur all
zu schnell ins wanken. Deshalb hält die gute oder „weiße"
Magie auch nicht alleine, sondern gemeinsam mit der bösen „schwarzen"
Magie die Welt zusammen. Es sei einem jeden selbst überlassen, an
was er glaubt. Es gibt so viele Glauben auf der Welt, daß man sie
nicht mit Zahlen benennen kann - und in jedem Glauben steckt wieder ein
Funken Magie!
Es gäbe eine Menge an Fragen zu stellen und zu erzählen,
aber leider gibt es dafür zu wenige Menschen, von denen man nicht
gleich als verrückt erklärt wird, fängt man eine Unterhaltung
mit den Worten an:' Ich glaube an Magie,...' Jeder kann die Magie in sich
entdecken , wenn er nur seine Augen schließt und auf seine innere
Stimme hört. Kannst Du sie auch spüren?''
Mit diesen letzten Worten trank der Alte hastig seinen Met aus und
erhob sich langsam. Ich sah ihm nach, wie er aus der Tür hinausschlurfte
und langsam im Wald verschwand. Ich schloß die Augen und horchte,
und ich begann den Alten zu verstehen, obwohl ich ihn eben noch für
einen vertatterten, alten Greis gehalten hatte.
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